Bei dem Begriff Guerilla Gardening denken viele sicherlich an Guerilleros, Untergrundkämpfer im Dschungel – vielleicht auch an Che Guevara. Den ersten Guerilla Gardener lernte ich 1998 kennen. Ein Rentner begrünte im Hamburger Szeneviertel St. Georg eine Verkehrsinsel. Während die Autos links und rechts an ihm vorbeirauschten, pflanzte er mit buddhistischer Gelassenheit Geranien und Rosen in die Erde. Das beeindruckte mich sehr. Niemand störte ihn. Man ließ ihn gewähren. Jahrelang. Er wurde eine kleine Berühmtheit und von der Stadt Hamburg sogar für seine wilden Gärtneraktionen geehrt. Mit dem Guerilla Gardening, dem wilden Bepflanzen von öffentlichen Plätzen, entwickeln sich auch immer neue Kunstformen wie etwa das Plant Painting, hierzulande auch als Moosgraffiti bekannt. Als ich zum ersten Mal ein Moosgraffiti von Anna Garforth sah, war ich begeistert. Die Londoner Künstlerin wird weltweit auf vielen Websiten der Garten-Guerilleros gefeiert. Zu Recht – wie ich finde. Ihre Plant-Typografien sind gestochen scharf, was viele vielleicht verwundert. Wir denken, dass sie die gleiche Technik anwendet wie Stefano und Dirk (siehe YouTube Video am Ende dieses Textes) und sie ausgeschnittenes Moos vom Gärtner verwendet, dass sie dann mit Hilfe einer Schablone zurechtschneidet. Die Guerilla Gardener stehen aber sicherlich nicht auf Starkult. Und Anna Garforth – wie ich sie wahrnehme – auch nicht. »Ob wir ihre Bilder verwenden dürfen?« »Na klar. Großartig. Schickt mir später einen Link. Ich freue mich«, schrieb sie nach kurzer Zeit zurück. GROW. Guerilla Gardening ist für alle. Alle können mitmachen. Wir wollten natürlich auch wissen, wie das mit dem Moosgraffiti geht. Überall im Netz stehen Rezepte. Auf YouTube gibt es Anleitungen. Joghurt oder Buttermilch wird mit einer Handvoll Moos gemixt. Zucker kommt dazu. Manche schwören auf die Zugabe von Bier. Ich orientierte mich am Rezept von Guerillagärtner.de (PDF mit Anleitung und Fotos auf der Seite herunterladbar) und mischte zwei Tassen Joghurt mit einer Handvoll Moos und einem gehäuften Esslöffel Zucker. Das ganze verquirlte ich mit einem Pürierstab. Mit einem dicken Pinsel trug ich drei Striche auf der Wetterseite unseres Daches auf. Gespanntes Warten. Aber auch nach zwei Wochen leider nichts. Schade. Wer auf der sicheren Seite sein will, sollte es so machen wie Stefano und Dirk von den Gartenpiraten.net. Wie sie vorgegangen sind, seht ihr hier. Links: Zur Seite der Künstlerin Anna Garforth.
Der Frager
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Klaus
13. Dezember 2013 at 08:03WOW! Ich gebe es gerne zu, bevor ich auf diesen Artikel gestoßen bin, hatte ich keine Ahnung von Moosgraffiti. Vielen Dank! Aber wo ist bitte das Video, auf das im Beitrag hingewiesen wird? Würde es mir sehr gerne anschauen.