Torsten Wirschum ist ein Wanderer, ein stiller Reflektierer, ein Betrachter – und Autor ist er auch.
Er ist kein Wanderer im herkömmlichen Sinn. Kein über Stock und Stein gehender Naturbewunderer oder in sich gekehrter Sinnsuchender. Ich glaube, so wie er das Wandern betrachtet, so muss man auch ihn betrachten. Es kann nur eine Annäherung sein. Eine Annäherung an einen bemerkenswerten Menschen, der sagt: »Für mich beinhaltet Gehen eine ganz bestimmte Herangehensweise, und zwar eine, die kärger und reduzierter ist als zumindest das moderne Wandern. Ich nutze kein GPS, auch keine Karten oder ähnliche Hilfsmittel, für mich steht die Bewegung im Vordergrund. Und bis zu einem gewissen Grad mag ich das Ungewisse. Ich möchte die Wege, auf denen ich meine Zielorte erreiche, oft gar nicht zu genau festlegen, weil ich das als Einschränkung empfinde, auch wenn das sehr oft dazu führt, dass ich Umwege und Irrwege einschlage.«
Allgemein
Eine ungewöhnliche Mischung aus Kreativem und perfektionistischem, sehr effizientem Techniker. Der Frager interviewt den Züricher Fotografen hanspeter wagner.
Artikel vom 1. Dezember 2018Der Züricher hanspeter wagner ist Fotograf, seit 20 Jahren im SBF (Verband Schweizer Berufsfotografen und Fotodesigner) und parallel dazu Gründungsmitglied der Schweizer Fotodesignausbildung. Man könnte sich ihn aber auch als Architekt oder Ingenieur vorstellen. Eine ungewöhnliche Mischung aus einem Kreativen und einem perfektionistischen, sehr effizienten Techniker. Das eine steht dem anderen aber nicht gegenüber oder beide Teile wechseln sich je nach Ansprache ab – vielmehr ist alles immer gleichzeitig da. Das spiegelt sich auch in seinem fotografischen Werk wider. Atmosphärische Foodstills stehen neben klaren Architekturaufnahmen.
Der Bitcoin-Goldrausch – oder warum die Blockchain der eigentliche Hero ist. Der Frager im Interview mit Kathrin Stein von den Kryptologen zum Thema Blockchain
Artikel vom 21. Dezember 2017»After the Goldrush« könnte ein Film von Quentin Tarantino heißen. Er spielt im Jahr 2018. Im Netflix-Trailer sehen wir zu Beginn schemenhaft den Erfinder des Bitcoins. 2008. Eine Figur, von der niemand weiß, wer dahintersteckt, und die sich Satohsi Nakamoto nennt, sitzt an einem Rechner und programmiert gerade die neue Kryptowährung inklusive ihrer dezentralen Infrastruktur. Nächste Sequenz: Nur wenige Monate später. Eine Zeitung wird irgendwo in Minnesota über einen Zaun geworfen. Ein junger Mann liest sie im Elternhaus am Frühstückstisch und erfährt von der neuen Kryptowährung Bitcoin. Er erkennt die Chancen und kauft für wenige Dollar 100 Bitcoins. Fast hätte er sie vergessen, da entdeckt er im Jahr 2017, dass ein Bitcoin jetzt 14.000 € wert – und er Millionär ist. Nun überschlagen sich die Ereignisse im Film. Viele strahlende Gewinner. Und ganz viele Verlierer. Die Bitcoin-Blase ist geplatzt. Es sei eine Art Kettenbrief gewesen, werden die Zeitungen schreiben. »After the Goldrush« würde bestimmt ein nachdenklicher Film werden.
Es wird aber mit hoher Wahrscheinlichkeit weiterhin Kryptowährungen geben und sicherlich auch den Bitcoin. Was leider vergessen wurde: Die smarte Infrastruktur des Bitcoins, die Idee der Blockchain, ist aus meiner Sicht der wirkliche Hero – der große Wurf und die eigentliche Sensation. Ohne die Blockchain wäre der Handel mit Bitcoins gar nicht möglich. Die Erfindung der Blockchain-Struktur wird vieles verändern. Es lohnt sich also, sich mehr mit dieser flexiblen Datenstruktur zu beschäftigen.
Heute unterhalte ich mich mit Kathrin Stein über die Blockchain. Sie arbeitet bei SinnerSchrader, Part of Accenture Interactive, als Product Designer. In ihrer 15-jährigen Berufserfahrung in großen Internetagenturen wie Ogilvy oder Scholz & Friends Interactive hat sie schon viele Trends und Hypes erlebt. Blockchain ist nun ihre neue Leidenschaft und in ihren Augen mehr als nur ein Hype. Ihre Mission: Zusammen mit den Kryptologen (Blockchainmagazin Kryptologen.de mit den verschiedensten Artikeln zur Kryptowelt) das Prinzip der Blockchain für alle verständlich zu machen.
Bei dem Begriff Guerilla Gardening denken viele sicherlich an Guerilleros, Untergrundkämpfer im Dschungel – vielleicht auch an Che Guevara. Den ersten Guerilla Gardener lernte ich 1998 kennen. Ein Rentner begrünte im Hamburger Szeneviertel St. Georg eine Verkehrsinsel. Während die Autos links und rechts an ihm vorbeirauschten, pflanzte er mit buddhistischer Gelassenheit Geranien und Rosen in die Erde. Das beeindruckte mich sehr. Niemand störte ihn. Man ließ ihn gewähren. Jahrelang. Er wurde eine kleine Berühmtheit und von der Stadt Hamburg sogar für seine wilden Gärtneraktionen geehrt. Mit dem Guerilla Gardening, dem wilden Bepflanzen von öffentlichen Plätzen, entwickeln sich auch immer neue Kunstformen wie etwa das Plant Painting, hierzulande auch als Moosgraffiti bekannt. Als ich zum ersten Mal ein Moosgraffiti von Anna Garforth sah, war ich begeistert. Die Londoner Künstlerin wird weltweit auf vielen Websiten der Garten-Guerilleros gefeiert. Zu Recht – wie ich finde. Ihre Plant-Typografien sind gestochen scharf, was viele vielleicht verwundert. Wir denken, dass sie die gleiche Technik anwendet wie Stefano und Dirk (siehe YouTube Video am Ende dieses Textes) und sie ausgeschnittenes Moos vom Gärtner verwendet, dass sie dann mit Hilfe einer Schablone zurechtschneidet. Die Guerilla Gardener stehen aber sicherlich nicht auf Starkult. Und Anna Garforth – wie ich sie wahrnehme – auch nicht. »Ob wir ihre Bilder verwenden dürfen?« »Na klar. Großartig. Schickt mir später einen Link. Ich freue mich«, schrieb sie nach kurzer Zeit zurück. GROW. Guerilla Gardening ist für alle. Alle können mitmachen. Wir wollten natürlich auch wissen, wie das mit dem Moosgraffiti geht. Überall im Netz stehen Rezepte. Auf YouTube gibt es Anleitungen. Joghurt oder Buttermilch wird mit einer Handvoll Moos gemixt. Zucker kommt dazu. Manche schwören auf die Zugabe von Bier. Ich orientierte mich am Rezept von Guerillagärtner.de (PDF mit Anleitung und Fotos auf der Seite herunterladbar) und mischte zwei Tassen Joghurt mit einer Handvoll Moos und einem gehäuften Esslöffel Zucker. Das ganze verquirlte ich mit einem Pürierstab. Mit einem dicken Pinsel trug ich drei Striche auf der Wetterseite unseres Daches auf. Gespanntes Warten. Aber auch nach zwei Wochen leider nichts. Schade. Wer auf der sicheren Seite sein will, sollte es so machen wie Stefano und Dirk von den Gartenpiraten.net. Wie sie vorgegangen sind, seht ihr hier. Links: Zur Seite der Künstlerin Anna Garforth.
Ein Foto von einem öffentlichen Platz. Menschen gehen vorbei. Die Bewegungen sind teilweise verschwommen. Typischer Foto-Stillstand. Dennoch spürt man die Dynamik – hört im Geiste die Geräusche. Das Gehirn setzt die Story fort. Assoziationsketten. Manche der Passanten bemerken den Fotografen und schauen herüber.
In diesem scheinbaren Stillstand bewegt sich eine Zeitung. Auf der Bank sitzt ein Mann. Da ist es wieder. Er blättert die Zeitung um. Diese Wahrnehmung entspricht nicht den Erfahrungen und Vorstellungen des Betrachters. Stillstand und Bewegung. Für einen Moment entsteht eine Spannung. Verblüffung. Überprüfung. Wie geht das?
Was sich hier gerade – und das im wahrsten Sinne – abspielt, ist ein Cinematic GIF.
Es entsteht, wenn man mehrere Fotos mit einer Digitalkamera schießt, ein einzelnes Bild als Standbild auswählt und gleichzeitig einen Teilausschnitt als Bilderfolge beibehält – hier also den Ausschnitt mit der Zeitung.
Animierte GIFs gibt es schon seit Ende der achtziger Jahre. Sie sind relativ einfach mit Programmen wie Photoshop herzustellen. Mit ihnen erzeugt man Bewegung fürs Netz, ohne das aufwendigere Flash nutzen zu müssen. Schnell verschickbar und deshalb auch leicht teilbar. Viele kennen animierte GIFs eher von kitschigen Seiten, die überladen sind mit flatternden Schmetterlingen, zuckelnden Comic-Zügen oder Cartoon-Mühlen mit sich drehenden Flügeln. Meistens werden sie als lästig empfunden.
Mit der Verbreitung von hochwertigen Digitalkameras, mit denen man auch Filme mit hoher Auflösung aufnehmen kann, hat sich mit den Cinematics weltweit eine neue Kunstnische entwickelt. Jenseits von jedem Kitsch entwickeln Digitalkünstler diese kleinen Animationen, wie das mit der bewegten Zeitung in unserem Beispiel.
Es wird sicher nicht mehr lange dauern, bis die ersten Cinematic-Ausstellungen im Web stattfinden.
Ich habe für euch einige schöne Cinematics für euch ausgewählt. Ihr seht sie nachfolgend.
Teil I: Von ALDI-Piloten, Ideensuchern und Schmetterlingen
Gerade feiern wir das Comeback der Ideen. Sie stehen hoch im Kurs. Dabei geraten die Ideensucher manchmal ganz schön unter Druck.
Wie aber vorgehen bei der Ideenfindung? Wo kommen sie her? Was sind gute Voraussetzungen für Kreativität?
Ich komme gleich zur Sache und theoretisiere nicht darüber, was eine gute Idee ist, was in Wikipedia steht, was Laotse gesagt hat, Sun Tzu oder Einstein.
Ich betrachte das Thema ganz aus meiner Perspektive. Ich garantiere: Wer diesen zweiteiligen Artikel gelesen hat, der hat nur noch gute Ideen, wird über Nacht reich wie DD und kann vermutlich sogar fliegen. Der Rechtsanspruch ist natürlich – wie immer in der Fantasiewelt – ausgeschlossen. Weiterlesen
Teil II: Die Walt-Disney-Technik und andere Ideenfänger
Kreativitätstechniken zur Entwicklung von unglaublichen Ideen
Im ersten Teil der Artikelserie »Wo kommen die Ideen her?« habe ich mich mit den Voraussetzungen für gute Ideen beschäftigt. Ihr könnt sie hier noch einmal nachlesen. Und wie kann es anders sein, werde ich euch heute einige Kreativitätstechniken vorstellen.
Obwohl Ideen ja scheu sind wie Schmetterlinge, haben sie eine große Sehnsucht: Sie wollen gefangen werden. Aber nicht mit schnöden Tricks. Etwas Mühe sollte man sich schon machen, sonst sind sie beleidigt und gehen nicht ins Netz. Dafür gibt es die Kreativitätstechniken. Sie machen also großen Sinn und sollten angewendet werden.
Bitte bei allen Techniken die Grundvoraussetzung beachten: Die Aufgabenstellung und die Zielgruppe müssen eindeutig sein. Weiterlesen
Kindheitstraum und modernes Wohnabenteuer – Tiny Houses
Artikel vom 2. April 2013Als Kinder bauten wir uns kleine Häuser aus Kissen, Decken, Matratzen und Vorhängen – jedes Baumaterial war uns recht. Hauptsache dunkel und höhlig. Wir unter uns. Für Erwachsene gesperrt. In der Natur (ich bin auf dem Lande groß geworden) setzten wir dieses Spiel, wenn die Witterung es zuließ, fort. Wir suchten Freiräume in Hecken – bauten sie aus zu Bandennestern. Zu viert oder fünft rauchten wir im Innern ausgetrocknete Schierlingsstängel und besprachen den Status von Kämpfen mit anderen Dorfbanden, Fußballspiele, den geplanten Ankauf von Goldfischen oder auch Erlebnisse aus der Schule. Wir waren zwischen zehn und zwölf Jahre alt und trotzdem hatten wir es in uns: diesen starken Wunsch nach einem geheimen und geschützten Ort. Er durfte – nein, er musste klein sein, um nicht aufzufallen. Niemand durfte ihn von Weitem oder Nahem ausmachen können. Die perfekte Tarnung war eine Mischung aus Kleinheit und Tarnung. Der Hobbiteffekt.
Dieser Wunsch scheint sich bei vielen Menschen während ihrer ganzen Lebenszeit zu erhalten. Das erklärt die ewige Faszination für sogenannte Tiny Houses – kleine Häuser für den Boden oder auch in Bäumen. Der Begriff »Tiny House« kommt aus Amerika und bedeutet »winziges Haus«.
Gerade erfahren wir eine starke Renaissance dieses Konzeptes. Dies hat wohl aber – außer dem genannten Kindheitsbedürfnis – weitere Gründe: die Versingelung unserer Gesellschaft, das gestiegene Umweltbewusstsein und die Möglichkeit, dass die Häuser aufgrund ihrer Kompaktheit mitgenommen werden können. Das ist natürlich genial. »Eine ideale Lösung für moderne Nomaden«, heißt es beim Infoportal Tiny Houses. Als ich die Bilder auf dessen Website sah, bekam ich Gänsehaut. Da war es wieder – dieses Gefühl aus meiner Kindheit. Moderne Kuben aus Kunststoff oder Holz, kleine Hexenhäuschen wie aus Märchenfilmen und sogar Baumhäuser in allen Stilrichtungen: rustikal, Dschungel, Glaskuppeln mit dem Namen »Beach Rock Treehouse« oder auch futuristische Star-Trek-Bauten.
Ich bin mir sicher, dass die kleinen Häuser, die Tiny Houses, der Beginn einer neuen Architekturära sind, die weltweit noch viele Blüten treiben wird. Das Thema ist noch nicht ausgereizt. Vor meinem inneren Auge sehe ich Kuben wie Legosteine auf den Dächern der großen Städte – mit normierten Schnittstellen für die Wasser-, Strom- und Kommunikationsversorgung. Wer umzieht, nimmt sie mit, pflanzt sich mit seinem gewohnten Heim woanders auf. Wird Mitglied einer Dachgartensiedlung oder eines Baumhausdorfes.
Ganz tief in uns hatten wir dies sicherlich als Kinder nicht nur geahnt, nein: auch gewusst. Es konnte nur so kommen. Richtige Abenteuer haben eben immer einen Platz in dieser Welt.
Nachfolgend einige Beispiele aus der Galerie von Tiny Houses.
Herzlichen Dank auch an Isabella Bosler für die nette Kooperation.
Die Don-Quijote-Situation. Was können wir von Don Quijote lernen?
Artikel vom 21. Dezember 2012Erst mal uncool: der Verrückte auf dem Pferd und der kleine Dicke
Als Kind sah ich ihn zum ersten Mal: Don Quijote. Ein offensichtlich verrückter alter Mann in einer Rüstung ritt auf einem weißen Pferd mit einer Lanze in der Hand auf eine Windmühle zu und verhedderte sich in einem ihrer Flügel. Er hing an dem Flügel, drehte sich mit ihm und schrie wie am Spieß. Dabei schlug er die ganze Zeit auf ihn ein. Ich starrte gebannt auf den Fernseher und fühlte mich schlecht. Erwachsene, die so außer Kontrolle gerieten, waren mir nicht geheuer.
Der Mann mit dem Ziegenbart wurde schließlich auf den Boden geschleudert. Dort lag er dann. Erbärmlich sah das aus. Uncool. Er schrie trotzdem weiter. Irgendwas hatte er mit diesen Windmühlen. Ich erkannte, dass er sie für Riesen hielt. Der kleine dicke Bauer, der ihn begleitete, rannte zu ihm hin und versuchte, ihn zu beruhigen. So was hatte ich noch nie gesehen. Eins war klar: Das waren auf keinen Fall Helden. Komisch waren sie auch nicht. Ich konnte sie nicht einordnen und deshalb schob ich sie in meinem Kindergedächtnis ganz weit nach hinten – dahin, wo schlechte Noten lagen, der Katzenbiss, unbrauchbare Geschenke, die 7:0 Fußball-Niederlage.
Baumhäuser besitzen Zauberkraft. Ob Kinder oder Erwachsene, bei der Vorstellung an ein Baumhaus fangen die Augen an zu glänzen und die Fantasie sprüht.
Dafür gibt es viele Gründe. Der wichtigste ist sicherlich der Schutz, den sie bieten. Versteckt im Astwerk eines Baumes sind sie schwer auszumachen, und sie sind auch nicht leicht erreichbar – nämlich nur von unten. Kinder, die im Baumhaus sitzen, fühlen sich sicher vor Erwachsenen und unerwünschten Gästen. Mit Getränken und allen möglichen Abenteuer-Utensilien versorgt, steigen sie auf in die Höhen der Sorglosigkeit. Hier kann ihnen nichts passieren. Der Rundumblick ist erhaben.
Träumt man den Kindheitstraum als Erwachsener weiter, so darf eine gewisse Komfortabilität wie Strom, Heizung, bequeme Betten oder sogar ein Bad und eine Toilette nicht fehlen. Auf der ganzen Welt faszinieren Baumhäuser die Menschen. Im Astwerk von Wäldern entstehen rund um den Globus Baumhaushotels in allen Stilrichtungen – von futuristisch bis klassisch rustikal aus Holz.
Andreas Wenning – Architekt für Baumhäuser und Kindheitsträume
Der Bremer Architekt Andreas Wenning hat sich in der Baumhaus-Architektur einen Namen gemacht. Seine Projekte sind eindrucksvolle Beweise für den Zauber, den Baumhäuser haben können. 2003 baute er sein erstes Baumhaus in der kleinen Stadt Bassum bei Bremen – einfach so und ohne kommerziellen Hintergrund. Das war das auslösende Moment. Seine außergewöhnlichen Baumhaus-Konstruktionen wurden zu Recht schnell bekannt und aufgrund der großen Nachfrage baut er heute Baumhäuser auf der ganzen Welt: Auf 11,50 m Höhe in der Schweiz, ein großes Projekt in Florida – Treehouse Resort – mit mehreren Einheiten in den Bäumen und auf dem Boden. Weitere Baumhäuser in Frankreich, Berlin und sogar auf der Krim in der Ukraine.
Was fasziniert Andreas Wenning an der Baumhausbauerei? »Das Sinnliche an der Bauaufgabe. Das Baumhaus als romantisches Refugium. Und: eine definierte Struktur in ein komplexes und lebendiges Gefüge wie den Baum zu planen. In der Natur zu sein. Kunden in aller Herren Länder zu besuchen und dort auch bauen zu können.« Er hat viele Argumente dafür, Architekt für Baumhäuser zu sein.
»Alle Projekte, die wir bauen, sind individuell auf die Wünsche und Bedürfnisse unserer Kunden, den Ort und die vorhandenen Bäume zugeschnitten. Manche Baumhäuser haben Rampen (z. B. Cliff Treehouse, New York). Es gibt komfortable Treppen, die auch für ältere Menschen leicht zu begehen sind. Auf besonderen Wunsch würden wir auch einen Fahrstuhl einbauen«, meint er zum Thema Machbarkeit und Sonderwünsche.
Wer kauft eigentlich Ihre Baumhäuser, Herr Wenning? »Es gibt verschiedene Gruppen. Manche Leute wollen etwas haben, das sie als Kind nicht hatten. Andere wollen ihren Kindern etwas weitergeben, das sie als Kind genossen haben. Meine Kunden beobachten sich selbst und fragen sich, welche Abenteuerräume ihr Leben noch hat und sehen womöglich nicht viel. Die leben teilweise sehr traditionell, fahren ein großes Auto, mit dem sie die Kinder abholen. Auf Dauer langweilt das. Also suchen sie etwas Experimentelles, das sie eher bei anderen Menschen finden: bei den Abenteurern, den Selfmade-Baumeistern und Kindern.«
Und was kostet so ein Wenningsches Baumhaus? »Eine gedämmte Konstruktion mit Fenstern gibt es nicht unter 10.000 Euro. Manche Projekte kosten bis zu 80.000 Euro.«
Baumhäuser – Architektur mit Anarchiefaktor
Ein Wesensmerkmal von Baumhäusern ist der Anarchiefaktor. Alles ist möglich. Jeder kann sie im Rahmen seiner Möglichkeiten bauen. Große, kleine, wackelige, aus Brettern zusammengezimmert, aus Wellblech, im Wald, am Strand, hinterm Deich, auf der Wiese oder im Hinterhof eines Stadthauses. Wer selber nicht Hand anlegen möchte, kann das Baumhaus auch Spezialisten wie Andreas Wenning überlassen. Alles eine Frage der Fantasie – und manchmal auch des Geldes.
Hier geht es zur Website von Andreas Wenning mit einer Foto-Galerie seiner Baumhausprojekte. Interessant ist auch sein Buch: »Baumraum. Neue Architektur in den Bäumen«.
Wir danken dem Architekten für seine freundliche Unterstützung.
Fotos von Alasdair Jardine – Website
Leidenschaft auf Asphalt – die Fahrradmanufaktur Samstag
Artikel vom 11. Februar 2013Als ich bei Twitter zum ersten Mal ein Fahrrad der Münchner Manufaktur Samstag sah, war ich fasziniert. Sportlich, elegant, reduziert, völlig anders. »Gold, Gold!«, rief der Entdecker in mir. Ich war auf etwas Besonderes gestoßen. Das wurde noch deutlicher, als ich mir die Website von Samstag anschaute und den Kopf dahinter kennenlernte.
Christopher Lewis ist Werbefilmer, Künstler und heute Inhaber der Fahrrad-Manufaktur Samstag. Das Samstag-Konzept: aus Teilen von ausgemusterten Fahrrädern, aus Schrottfahrrädern, aus Metallskeletten, gefunden an Straßen und Plätzen, wird etwas völlig Neues: ein Samstag.
Für mich ist Christopher Lewis kein Downshifter nach amerikanischem Vorbild, kein typischer Sinnsucher – eher ein neuer Typ von Unternehmer, der auf Ästhetik, ressourcenschonende Produktion und kreative Neuschöpfungen setzt. Letzteres ist aber das alles Entscheidende. Die individuelle Kreativität, der typische Style von Samstag, ist wie eine ästhetische Signatur, die die Fahrräder einzigartig macht.
Ein Thema, bei dem ich spontan viele Fragen habe. Warum heißt diese Manufaktur Samstag? Aus wie vielen alten Fahrrädern setzt sich ein Samstag-Rad zusammen? Gibt es auch ungewöhnliche Sonderaufträge? Fragen über Fragen also.
Samstag – eine tolle Story, die gerade erst begonnen hat. Was Christopher Lewis auf meine Fragen antwortet, erfahrt ihr jetzt.
Los geht’s – Der Frager im Interview mit Christopher Lewis von Samstag.
Interview
Der Frager: In deinem Twitter-Profil steht, dass du Künstler und Filmer bist. Magst du uns kurz etwas dazu erzählen?
Christopher Lewis: Nach meinem Ausstieg aus der Werbebranche Mitte der 90er Jahre, ich war einige Jahre als Produktioner und Aufnahmeleiter im Werbefilmbereich und in Agenturen tätig, habe ich mich als Künstler versucht. Das hat auf Anhieb gut geklappt, und ich konnte etwa zehn Jahre lang als Autodidakt gut von der Kunst leben.
Auf der Suche nach einer auf lange Sicht erfüllenden Aufgabe, in der auch meine gestalterischen Fähigkeiten Platz finden würden, kam ich zu den Fahrrädern. Das Projekt Samstag-Fahrrad ist für mich eine Symbiose aus Kunstobjekt und Gebrauchsgegenstand. Da kann ich mich handwerklich, künstlerisch, philosophisch und nachhaltig austoben.
Ich würde mich also am ehesten als Künstler und Filmer bezeichnen, der sich zum Fahrrad-Freak entwickelt hat.
Wann und warum hast du mit der Restaurierung und Entwicklung von Fahrrad-Unikaten begonnen? Gibt es ein Schlüsselerlebnis und die Entscheidung: »Das mach ich jetzt«?
Während einer Wanderung durch das Bruckmühler Land (Voralpenland) entdeckte ich in einem frisch gepflügten Acker etwas, das man nicht genau erkennen konnte. Irgendwie zog mich dieses Etwas magisch an und befahl mir, mich durch den matschig-klebrigen Schlamm zu kämpfen. Ich befürchtete schon, dass da am Ende ein Mensch liegt. Es war aber lediglich ein altes Fahrrad. Ich nahm es mit, obwohl zu vermuten war, dass der Haufen Schrott nicht mehr fahren würde.
Das seltsame Bild des seelenlosen, deplatzierten Gefährts ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Daraus entstand in den anderthalb Jahren danach zunächst ein Hobby. Ich baute einige Räder für Freunde, die die Räder so schön fanden, dass sie mich weiterempfohlen. Neue Kunden wollten plötzlich Samstag-Räder.
So formte sich daraus im März 2012 eine nachhaltige Geschäftsidee: Fahrrad-Klassiker (ausrangierte Schrotträder) aus der Region werden zu künstlerisch gestalteten Unikaten. Mein ehemaliges Maleratelier habe ich zur Werkstatt umfunktioniert. Mittlerweile hat sich das Projekt ein wenig herumgesprochen und die Leute bringen mir sogar ihre alten Räder, weil sie sich wünschen, dass ich daraus wieder etwas Neues bastle.
Wie kam es zu dem ungewöhnlichen Namen Samstag?
Dem Projekt habe ich den Namen Samstag gegeben, weil mein Spaziergang an einem Samstag stattgefunden hat. Für viele Menschen ist der Samstag ja auch der schönste Tag der Woche. Da ist man faul oder kreativ oder beides. Ich wollte aber auch ein für Fahrräder eher untypisches Branding, das sich gut einprägt. Denn Samstag ist ja keine Fahrradmarke, sondern im Grunde nur ein Ersatzname für restaurierte und aufpolierte Fahrradteile.
Aus wie vielen Fahrrädern setzt du ein neues Fahrrad zusammen? Erkennst du auf Anhieb die Fahrräder, die später in ein neues zusammengeführt werden?
Aus etwa drei Schrotträdern entsteht ein »neues« Samstag-Rad. Da sich viele Bauteile von den früheren Fahrradmarken glichen, sind die meisten fertigen Samstag-Räder fast im Originalzustand. Manche Kunden haben auch spezielle Wünsche und wir konfigurieren gemeinsam ihre Wunschräder. Die unterscheiden sich dann schon von den früheren. Alte Rahmen und Teile sind es aber immer. Unter ästhetischen Gesichtspunkten realisiere ich am liebsten schlanke, elegante Räder aus Stahl.
Woher weißt du, dass du ein Fahrrad mitnehmen darfst? In Hamburg haben sie meistens diesen auffälligen Zettel der Stadt, sind aber fast immer angekettet. Wie gehst du da vor?
Da gibt es eine kleine Grauzone: Nicht angekettete Räder, die sichtbar ungefahren herumstehen oder -liegen und an denen bereits Teile fehlen, können mitgenommen werden. Das ist nicht offiziell, würde von der Polizei aber auch nicht bestraft werden. Ich bin also immer auf der Jagd nach Material.
In »brand eins« (10/2012) steht, dass es immer mehr Aufträge werden und du überlegst, Mitarbeiter einzustellen. Ist das geschehen? Arbeitest du immer noch in der Werkstatt, die so groß ist wie eine Garage?
Ich hatte vergangenen Sommer einen Mitarbeiter, der bei Samstag einsteigen wollte. Der hat aber kalte Füße bekommen, das Geschäft war ihm nicht sicher genug, ein ehemaliger Angestellter halt. Zurzeit bin ich wieder alleine, denke aber, dass ich bis zum Sommer jemanden finde, der/die fest einsteigt. Zudem suche ich Kooperationen mit Gestaltern oder Designern, Kreativen also, die selbst Upcycling oder Recycling betreiben und ein vergleichbares Konzept verfolgen. Wir sollten am gleichen Strang ziehen.
Als Filmer arbeitet man ja im Team. Wie ist das bei Samstag? Arbeitet ihr auch im Team mit Kreativ-Besprechungen etc.? Wie unterscheidet sich das von der Arbeit als Filmer?
Sofern mehr als eine Person (ich) mit Samstag beschäftigt ist, etwa bei Shootings, beim Filmen, beim Materialsammeln oder beim Brainstormen, wo es mit Samstag hingehen könnte, waren die Besprechungen bisher eher locker und vom Prozess her experimentell ausgerichtet. Jeder, z.B. auch ein Model, bringt sich da individuell ein. Samstag inspiriert und bietet viel Freiraum.
In welcher Preisspanne bewegen sich deine Aufträge?
Ein Samstag-Rad mit Grundausstattung kostet um die 800 Euro. Mit seltenem Rahmen und Extrawünschen bis 1700 Euro.
Gibt es auch ungewöhnliche Sonderaufträge und kannst du uns von einem erzählen?
Eigentlich sind alle Aufträge ungewöhnlich. Witzig fand ich eine Anfrage von einem jungen Brandmanager, der in Monaco lebt und beruflich vorwiegend in Indien arbeitet. Er hat mir ein Foto geschickt, wie er im Flieger sitzt und den Samstag-Beitrag in »brand eins« liest. Wir haben in einem aufwendigen Prozess per Email und iPhone Messenger sein Traumrad konfiguriert. Das Rad ist noch nicht fertig.
Gibt es auch Aufträge, die du ablehnst und warum?
Aluminium-, Carbon- oder geschweißte Stahlrahmen (ab 80er Jahre) sowie Discount-Räder kommen mir nicht in die Samstag-Werkstatt. Samstag steht für Klassiker und Qualität, für Entschleunigung und Unikat-Charakter. Moralische Bedenken hätte ich spontan mit möglichen Auftraggebern aus der Pharma- und Waffenindustrie, dem Finanzdienstleistungsbereich und sonstigen ethisch nicht vertretbaren Bereichen.
In besagter »brand eins« erwähnst du auch, dass du davon träumst, dass deine Fahrräder eines Tages durch New York, Tokio und andere Metropolen der Welt fahren.Hat sich dein Traum erfüllt?
In Wien und Monaco werden bald die ersten Samstage fahren. Die Aufträge realisiere ich gerade. Dass die Räder auch nach Übersee reisen, ist eine Sache der Präsenz von Samstag in den Medien dort. Das dauert noch ein wenig. Ich habe nicht die Zeit, mich jetzt dafür zu engagieren.
Hast du dich schon einmal in ein Fahrrad »verliebt«? Gibt es das »Christopher Lewis Fahrrad« und wenn ja: Wie schaut es aus und wo steht es jetzt?
Ich bin in fast alle fertigen Samstag-Räder verliebt und fahre abwechselnd unterschiedliche Samstag-Räder. Spaß machen sie mir alle. Ich favorisiere gegenwärtig kein spezielles Rad dauerhaft. Ein Christopher-Lewis-Fahrrad gibt es also nicht.
Nehmen wir an, ein Künstler würde für die Stadt München eine Skulptur, ein Bild oder ein anderes Was-auch-Immer entwerfen? Wer wäre dein Wunschkünstler? Wo sollte die Skulptur stehen bzw. das Happening stattfinden? Was sollte die Botschaft sein?
Abgeleitet vom Trojanischen Pferd, wäre es ein übergroßes, mobiles Kunstobjekt: Das Trojanische Fahrrad. Ich würde es zusammen mit einem Stahlexperten, einem Architekten und einer Landschaftsarchitektin entwerfen. Eine zirkusähnliche Choreographie mit Videoinstallationen (von mir) und eigens dafür komponierten Klangstücken sind Teil dieser Objekt-Performance. In München würden mobile Vorstellungen beim Olympiastadion ganz in der Nähe der BMW Welt stattfinden.
Vielen Dank an Christopher Lewis für das Interview und viel Erfolg mit Samstag.
Und hier geht es zur Website von Samstag.
Wer einen Blog oder eine Website besitzt, möchte ab und zu auch mal ein passendes Bild einsetzen. Aber woher soll man das nehmen? Die eigenen Fotos, mit der Digitalkamera gemacht, wirken innerhalb der Website manchmal etwas »dünn« – und: Jedes Thema fordert auch sein ganz spezielles Foto. Wohnt man in einem kleinen Ort in Franken, sind Paris-Bilder zuerst einmal weit entfernt und sie einfach aus dem Netz zu »leihen« kann einem angesichts von Abmahnwellen schon den Schlaf rauben.
Viele Webseitenbetreiber scheuen die professionellen Bildagenturen, weil sie ihnen zu teuer sind oder sie die Lizenzbedingungen nicht genau durchschauen. »Ohne Lizenzgebühr« bedeutet beispielsweise nicht, dass das Bild nichts kostet, sondern lediglich, dass man es unter Umständen so oft benutzen darf, wie man will, man aber sehr wohl etwas dafür bezahlen muss.
Wie kann man also vorgehen, wenn man ein passendes Foto sucht? Ich möchte zwei Varianten vorstellen, die ich selber praktiziere und mit denen ich gute Erfahrungen gemacht habe.
1. Kostenlose Bilder von Pixabay.com
Ich beginne gleich mit der kostenlosen Möglichkeit. Es handelt sich hier um die Plattform Pixabay, die kostenlose Bilder anbietet. Die Bilder stammen von Grafikern Designern, Fotografen, Hobbyfotografen et cetera. Man kann selbst Bilder hochladen und sie mit Themen-Begriffen versehen. Das Pixabay-Team prüft die Fotos und gibt sie frei für Nutzer der Bilder. Dieses Auswahlverfahren führt zu einem Bildpool, der sich sehen lassen kann. Manchmal stößt man auf beachtliche Fundstücke. Suchen lohnt sich hier also. Die Bilder werden in unterschiedlichen Formaten angeboten. Die Download-Mechanik ist sehr einfach. Man muss keine E-Mail-Adresse oder sonstige Daten hinterlassen oder den Newsletter bestellen. Wirklich sehr unkompliziert. Etwas solltet ihr allerdings beachten: Oberhalb der Pixabay-Bilder werden Fotos von Bigstock angeboten. Der Bereich ist genau gekennzeichnet und nicht zu übersehen. Diese Fotos sind kostenpflichtig.
2. Fotolia.com
Die Bezahlfoto-Branche hat sich gerade in der letzten Zeit umgestellt und wendet sich bewusst an Fotonutzer mit schmalem Budget. Ich habe gute Erfahrungen mit Fotolia gemacht. Hier werden Bilder, Vektoren, Illustrationen, Logos und sogar Filme angeboten. Laut Website umfasst die Fotolia-Datenbank 22 Millionen Werke. Man kann ein Abonnement bestellen oder sogenannte Credits kaufen. Das klingt schon wieder etwas kompliziert – ist es aber gar nicht. Ich erkläre das Credit-Paket, dass ich selber nutze. Ihr sucht beispielweise ein Foto mit dem Eiffelturm. Es werden verschiedene Bildervarianten angeboten. Ihr entscheidet euch für eins und klickt es an. Nun werden euch rechts vom Bild die Formate in Pixel angezeigt und wie viele Credits ihr dafür bezahlen müsst. Wenn ihr euch für ein Format zum Preis von zwei Credits entscheidet, dann müsst ihr noch ein Credit-Paket kaufen. Das kleinste Paket umfasst 10 Credits und kostet 14 €. Ihr bezahlt für das Foto also umgerechnet 2,80 €. Ein fairer Preis – wie ich finde. Die Fotos sind lizenzfrei. Ihr dürft sie also verändern und so oft verwenden, wir ihr wollt.
Wichtige Anmerkung: Bitte lest sowohl bei Pixabay.com als auch bei Fotolia.com die Nutzungsbedingungen durch. Das ist wichtig. Ich habe beide Systeme ausprobiert, übernehme aber keine Haftung bei der Anwendung dieser Tipps. Die Modalitäten der Anbieter können sich auch ändern.
Ich hoffe, ich konnte euch etwas helfen. Viel Spaß beim Suchen und Finden von Bildern.
Der Orang-Utan schaute mir direkt in die Augen. Ich war überrascht. Ich suchte in meinem Gedächtnis nach Wissen. Es war nicht viel vorhanden. Eigentlich hatte ich keine Ahnung. »Direktes In-die-Augen-Schauen bedeutet Aggression.« Das hatte ich gehört oder gelesen. Der Orang-Utan schaute mir weiter direkt in die Augen. Von Aggression keine Spur. Dieser Blick berührte mich tief. Ich würde ihn nie vergessen. Ich war nicht auf Borneo oder auf Sumatra – dem Lebensraum der Orang-Utans. Mein Standpunkt war der Tierpark Hagenbeck in Hamburg. Jahre später zog ich auf die andere Seite der Stadt, in die Nähe des Tierparks. Joggte jeden zweiten Tag um das große Areal. Der nie vergessene Blick spielte sich nach vorne. Ich telefonierte mit der Pressestelle und bat um ein Interview.
Flüchten in fremden Schuhen. Wo geht ihr hin – liebe Flüchtlinge?
Artikel vom 19. September 2015
Bei Twitter hatte jemand gepostet, dass sie am Hamburger Hauptbahnhof dringend Streichkäse und Schokolade (und noch etwas, das ich vergessen habe) benötigen. Eine komische Mischung, dachte ich.
Die Flüchtlinge sitzen in der Mitte der Wandelhalle des Hauptbahnhofs. So hatte ich es gelesen. Kommen und gehen. Ich sehe immer nur die Bilder in den Zeitungen, im Internet, im Fernsehen. Fragmente. Bildfetzen. Ich schwanke zwischen Besorgnis – wo sollen sie alle hin? Und Entsetzen, weil sie hin- und hergeschubst werden. Das tut mir leid. Die Länder unseres freien Europas schließen nach und nach die Grenzen.Ich versuche im Fernsehen die Augen der Flüchtlinge zu erkennen. Das ist schwer. Ich will sehen, wie es ihnen geht. Das gelingt mir nicht. Ich fühle mich abgeschnitten. Welche Meinung soll ich mir bilden?
Plötzlich, abends, da drängt was in mir. Ich will jetzt dahin. Schauen, was ist. Zum Hauptbahnhof ist es sehr weit. Ich hatte gelesen, dass es in der Nähe des Volksparkstadions ein Flüchtlingscamp gibt. Ich fahre zum Supermarkt, kaufe 60 Tafeln Schokolade und komme mir doof vor. Denke aber, dass die Kinder es vielleicht nicht so doof finden und sich freuen werden.
Es ist dunkel draußen. Hinter dem Volksparkstadion hat sich eine ungewöhnlich dicke, dunkle Wolkenwand aufgebaut, in der es blitzt und donnert. Die Wolkenwand sieht aus wie die Alpen. »Das schaut ja aus wie die Alpen!«, rufe ich einer vorbeifahrenden Radfahrerin zu. Sie nickt.
Ich denke über die Menschen im Camp nach, die sich vielleicht vor dem Gewitter fürchten. So eine Mischung aus Fremdheit und Alleingelassensein. Die Kinder fürchten sich bestimmt. Ganz sicher. Ich kenne dieses Gefühl. Kinderängste sind in allen Ländern gleich. Glaube ich.
Ich fahre dem Dunkel mit dem Fahrrad entgegen. Die Schokolade in meiner Tasche wiegt mehr, als ich dachte. Ich fahre durch dunkle Industriestraßen. Am Volksparkstadion sind alle Wege und Kassenhäuschen beleuchtet. Niemand ist unterwegs. Ich kann keinen fragen. Ich finde das Flüchtlingscamp nicht. Fahre wieder zurück mit all der Schokolade und ärgere mich, dass ich vorher bei Google Maps nicht genau geschaut habe, wo das Camp liegt.
Zwei Tage später mache ich wieder einen Anlauf. Wieder nehme ich die Schokolade mit. 60 Tafeln. Es kommt mir absurd vor. Ich fahre mit dem Auto am helllichten Tag und frage mich durch.
Der Mann am Straßenrand mit dem Kombi und dem Hund hilft mir weiter. Rechts. Dann noch mal rechts und da ist es. Man sieht es. Es liegt bei der Müllverbrennungsanlage. Das Wort gibt einen Stich. Da wohnen sie also gerade.
Ich finde das Camp, nehme die Tasche mit Schokolade und gehe los. Ich stehe gleich vorne am Zaun. Eine Tür ist nicht zu sehen. Ich sehe zwei Campbewohner vor einem Zelt sitzen. Ich winke ihnen zu. Winke immer wieder. Rufe ihnen fragend zu, wo denn der Eingang sei. Sie winken nur ab.
Ich gebe nicht auf, gehe weiter am Zaun vorbei und gelange zu einer Einfahrt. Nun sehe ich viele Flüchtlinge. Ein netter junger Securitymann fragt mich, wo ich denn hinwolle. Ich erzählte ihm das mit der Schokolade. »Das geht leider nicht. Sie können sich aber einen Besucherschein besorgen. Auf der anderen Seite des Camps gibt es einen Container, dort bekommen Sie ihn.«
Ich gehe weiter, frage mich durch. Zwei Männer in einem Container mit blauer Uniform. »Wen ich den besuchen wolle?« Ich kenne natürlich keinen. Dann gehe es nicht. Es könnten auch nicht gerade erwünschte Menschen das Camp besuchen. Das solle ich bitte verstehen. Ich verstehe es. Die Flüchtlinge dürfen aber rein und raus – versichert man mir.
Ich gehe zurück. Beobachte hinter einem Zaun die Verteilung von Kleidung. Ein junger Mann kommt auf mich zu – vielleicht 16 oder 17. Er ist sehr freundlich.
»Ich habe Schokolade. Könnt ihr die verteilen?« »Aber klar.«
B. fragt, ob ich helfen wolle. Klar, will ich. »Na, dann komm doch.« Er hilft mir rein. Erklärt mir alles.
Plötzlich geht alles ganz schnell. Ich bin Helfer. Schuheholer. An einem Tisch neben vielen Tischen. Die zwei Helferinnen links neben mir holen Pullover, Jacken, Hosen. Ich hole Schuhe. Frauenschuhe. Männerschuhe. Kinderschuhe.
Wir, circa 20 Helfer, alle hinter einer Art Absperrung mit Tischen. Vor meinem Tisch steht A. Sie macht die Ausgabe. A. ist nett, sympathisch und pragmatisch. Kann sich durchsetzen. Das muss sie auch können. Ständig schieben sich neue Menschen an uns vorbei. Sie warten auf ihre Kleidung. Ich betrachte sie. Beobachte sie. Sie sind so unterschiedlich, wie Menschen eben sein können. Das beruhigt mich. Das Leben ist unterschiedlich. Wie immer. A. ruft mir Größen zu. Ich laufe los, suche Schuhe. Treffe mich mit anderen Schuhesuchern an den Pappkartons, die beschriftet sind mit »43 Winterschuhe Männer« oder »36 Frauenschuhe«.
Schnell merke ich, dass ich weniger laufen muss, wenn ich mir die Schuhe meiner ›Auftraggeber‹ anschaue. Treffe ich den Geschmack nämlich nicht, muss ich öfter laufen. Manche wollen Nike, adidas oder eine andere Marke. Haben konkrete Vorstellungen. Werden pampig und beleidigend, wenn sie es nicht bekommen. Securitymänner müssen sie aus der Ausgabearea begleiten. Andere sind trotz ihrer sehr schwierigen Lage rührend freundlich. Man möchte ihnen das Beste geben. Andere wiederum sind sehr lustig, machen Späße. Menschen sind überall gleich unterschiedlich. Aber das wusste ich auch vorher. Aber es so zu sehen, ist auf eine besondere Art beruhigend. Rührend. Die Aggressionen, die ich beobachte, befremden mich aber auch. Was wird aus all diesen Menschen? Wie viele Flüchtlinge schafft unser Land? Haben die Politiker das im Griff?
Ich denke, die Vernunft muss siegen und das Herz. Menschlichkeit und Vernunft. Ich denke an eine Lösung wie in einer guten Familie. Aber geht so was in einem Staat? Wer hat die Macht? Wer moderiert? Was wird wohl werden?
Fragen gibt es viele in mir. Ich arbeite 4 Stunden oder waren es 5? Ich bin beeindruckt. Möchte immer weiterarbeiten. Fühle mich irgendwie wohl in diesem Camp. Mitten in der Realität. Jetzt kann ich vieles besser verstehen – vor allem besser spüren. Männergrößen 42 und 44 gibt es kaum noch. Ein junger Mann aus dem Kosovo ist sauer, dass er keine Schuhe mehr bekommen hat, die ihm gefallen. Wütend wirft er die erhaltenen Schuhe über den Zaun. Zeigt sein Missfallen. Ich sehe einige missmutige und unzufriedene Gesichter. Aber auch Kinder, die versunken spielen. Coole Typen, die einfach nur dastehen. Fröhliche Frauen und Männer. Ich denke, ich bin ja auch manchmal freundlich, manchmal garstig. C’est la vie.
Ich höre auf, komme zum Ende. Zeit, zu gehen.
Meine Schokolade liegt auf dem Boden neben einem Tisch. Niemand hat sie verteilt. Ich stecke sie in die Tasche. Verabschiede mich von den anderen Helfern. Es hat mir Spaß gemacht. Mich beeindruckt. Ich werde wiederkommen.
Beim Weggehen gebe ich einer Mutter, die Kinderwäsche zum Trocknen aufhängt, drei Tafeln Schokolade durch das Gitter. Ich komme mir ein wenig armselig vor. Sie lächelt mich an. Das hebt es wieder auf.
Goodbye und welcome. Ich komme wieder.
Ich finde Autorenfelder klasse. Am Ende eines Beitrages erfährt man noch einmal kompakt, wer der Autor ist und was bspw. seine Themen sind oder welche Vorlieben er hat. Das wirkt persönlicher und schafft eine Verbindung zwischen Leser und Autor. Auch bei Blogs mit mehreren Autoren sehr nützlich.
Eigentlich dachte ich, so ein Autorenfeld mit Foto und Text einzurichten sei ganz einfach. Weit gefehlt. Googelt man nach Anleitungen, werden einem überwiegend Codeschnipsel angeboten und Plugins mit der Möglichkeit, einen Gravatar einzubinden. Ein Gravatar ist ein Benutzer-Foto, das bei Gravatar.com eingerichtet wurde und das bei allen Kommentaren, die man in WordPress Blogs hinterlässt, gezeigt wird. Das ist auch eigentlich nicht schlecht, aber mein Plan war, ein Avatar-Foto zu besitzen, das nur auf meinem Blog gezeigt wird.
Leider fand ich bei meinen Recherchen kein einziges Plugin, mit dem man 1. eine Autorenfeld einrichten und 2. mit dem man ein Foto hochladen kann.
Aber ich habe zu jeder Anforderung jeweils ein smartes Plugin gefunden.
Wollt ihr also so ein Autorenfeld wie das vom Frager, dann installiert bitte diese Plugins:
1. Fancier Author Box
Mit diesem Plugin richtet ihr die eigentliche Box mit ihren Features ein:
– Socialmedia-Buttons anzeigen (Twitter etc.)
– Bio anzeigen (der Text, den ihr über euch im Benutzerprofil geschrieben habt)
– Gestaltung der Boxen (Farben, Ränder etc.)
2. Simple Local Avatars
Mit diesem Plugin könnt ihr euer Foto hochladen.
Der Upload erfolgt unter dem jeweiligen Benutzer.
So, das war’s. Eigentlich doch ganz leicht einzurichten – so ein Autorenfeld.
Wenn ihr Fragen habt, hinterlasst bitte einen Kommentar oder schickt mir eine Mail.
Der Frager