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Wo kommen die Ideen her? Teil I

Teil I: Von ALDI-Piloten, Ideensuchern und Schmetterlingen

Gerade feiern wir das Comeback der Ideen. Sie stehen hoch im Kurs. Dabei geraten die Ideensucher manchmal ganz schön unter Druck.
Wie aber vorgehen bei der Ideenfindung? Wo kommen sie her? Was sind gute Voraussetzungen für Kreativität?
Ich komme gleich zur Sache und theoretisiere nicht darüber, was eine gute Idee ist, was in Wikipedia steht, was Laotse gesagt hat, Sun Tzu oder Einstein.
Ich betrachte das Thema ganz aus meiner Perspektive. Ich garantiere: Wer diesen zweiteiligen Artikel gelesen hat, der hat nur noch gute Ideen, wird über Nacht reich wie DD und kann vermutlich sogar fliegen. Der Rechtsanspruch ist natürlich – wie immer in der Fantasiewelt – ausgeschlossen.

WokommendieIdeenher

Teil 1 – Basics zur Ideenfindung

1. Anarchie – denkt wild und gefährlich

Mit der vorangegangenen Einleitung sind wir auch schon bei der ersten Voraussetzung für hervorragende Ideen: Ihr dürft denken, was ihr wollt – und alles möglichst groß und grenzenlos. Woher sonst kommt das Wort »Brainstorming«? Das heißt doch »Gedankensturm«. Leider ist das Brainstorming ein bisschen zum leidenschaftslosen Flipchart-Anschreiben mit bunten, dicken, quietschenden Filzstiften verkommen. Hallo. Das ist nicht Brainstorming.
»Fällt noch jemand was zum Thema Betriebsfeier ein?« Huuuh!
Ihr seid ab jetzt Anarchisten und euch steht eure ganze Fantasie zur Verfügung. Nutzt sie. Fördert das Chaos. Denkt wild und gefährlich. Backt den größten Kuchen. In Stücke schneiden kann man den immer noch.

Memo-Tags: Großdenker, Anarchisten, Chaosmacher, Ideensucher, Ideenfinder, echte Brainstormer

2. Nur ein klein bisschen Ernst – das Thema und die Zielgruppe

Halt – ein kleine Einschränkung gibt es. Ihr solltet euch natürlich an einem Thema orientieren und an einer Zielgruppe. Diese beiden Faktoren definieren nämlich euer Spielfeld, sonst brennen euch beim Brainstorming die Drähte durch. Oder sucht ihr die Weltidee? Natürlich gilt dieser Punkt nicht für Ideen, die man mit niemanden teilen will. So eine Art Privatideen also.
Für die anderen Ideen gilt aber: Wozu braucht ihr die Idee? Eine Party, die Firmen-Website, eine Kampagne, für die Rede zu Opis Achtzigstem oder den ersten Roman?
Für wen ist die Idee? Für Kinder, eine Fußballmannschaft, die Verwandtschaft, den Vorstand von Volkswagen oder die Häkelgruppe?
Ach ne, das mit der Einschränkung hätte ich unter Punkt 1 sagen müssen? Nein. Ich versuche ja gerade die Regeln umzustoßen, eure Programme durcheinanderzubringen. Break the rules and seize the ideas. Und ganz wichtig: Behaltet immer das Thema und die Zielgruppe im Auge!

Memo-Tags: Thema, Zielgruppe, Spielfeld

3. Verbannt den Bedenkenträger und den Bewerter

Der Bedenkenträger und der Bewerter sind merkwürdige Gestalten. Sie haben in ihrem gesamten Leben wahrscheinlich noch nie eine einzige Idee gehabt, aber – und das ist gemein – sie wissen alles besser und legen die Messlatte gnadenlos hoch. Bei der Geburt jeder noch so kleinen Idee geben sie ihren Senf dazu: »Was für eine doofe Idee«, »Das gab es doch schon x-mal«,»Das soll eine gute Idee sein?«, »Mit der Idee kommst du nicht mal bis zur Kantine«,»Setz die Idee um und du blamierst dich bis auf die Knochen« Und das sind noch die harmlosen Anmerkungen. Aber: Peace. Kämpft nicht gegen die beiden. Das ist ihr Job. Außerdem braucht ihr sie noch. Nämlich dann, wenn ihr eure Ideen genau unter die Lupe nehmt. Dann müsst ihr sie rauslassen. Dann leisten sie sehr gute Dienste. Vorher aber nicht. Sperrt sie in Gedanken in den Schrank, oder malt sie auf Pappe und und legt sie in den Keller. Ihre Stunde kommt noch.

Memo-Tags: Bedenkenträger, Bewerter, Verbannung

4. Bringt eure Programme durcheinander

In jedem Menschen laufen mehrere Programme ab. Nehmen wir zum Beispiel den ALDI-Piloten. Er bringt euch auch in Stoßzeiten zum Supermarkt und zurück, ohne dass ihr viel nachdenken müsst oder wahnsinnig werdet. Das ist ein sinnvolles Programm. Ideen mögen aber solche Programme nicht und auch keine Gewohnheiten. Sie flattern beim kleinsten Anzeichen derartiger Software wie Schmetterlinge davon und ihr fangt euch womöglich eine Pseudoidee ein, die sinnlos euren Kopf besetzt und ein gefundenes Fressen für den Bedenkenträger und den Bewerter ist. Eure alten Programme könnt ihr außer Kraft setzen, indem ihr etwas macht, was ihr sonst nie macht. Geht zu Orten, die ihr sonst nie besucht. Sprecht mit Leuten, mit denen ihr sonst nie sprechen würdet. Schaut euch ungewöhnliche Filme an. Rennt auf die andere Seite der Stadt und da in den sechsten Stock eines Bürogebäudes, reißt ein Fenster auf und schreit irgendwas raus. Das Erste, was euch in den Sinn kommt. Geht zum Elektrogroßmarkt und lasst euch ein Gerät erklären, das ihr nie kaufen würdet. Setzt euch in einen x-beliebigen Bus und fahrt drauflos. Wem das zu viel ist, der kann sich auch im Besprechungsraum auf den Boden legen und sich die Decke anschauen. Alles, was nicht wie sonst abläuft, ist hilfreich. Seid fantasievoll. Bringt eure Programme durcheinander. Probiert es aus. Es wirkt.

Memo-Tags: ALDI-Pilot, Programme, Pseudoideen, Programmstörungen, Orte, Menschen, Ungewohntes

5. Seid offen und werdet zum Riesentrichter

Vielleicht gibt es ja Feen,Trolle oder Parallelwelten. Was denkt ihr? Wie auch immer. Ganz bestimmt gibt es aber etwas in euch, das immer denkt. Seid also offen und empfangsbereit. Wünscht euch zur Übung eine Idee zu einem bestimmten Projekt und wartet auf eine Antwort. Manchmal kommt eine Ideenpaket, gerade wenn man nicht daran denkt. Bei mir funktioniert das fast immer. Ich döse vor mich hin und Ding Dong. Es klingelt. Paket angekommen. Keine Ahnung, wie das geht. Muss ich ja auch nicht wissen. Probiert es aus. Und: Ich bin kein Esoteriker. Ein Psychologe würde vielleicht sagen, dass es das Unterbewusstsein ist. Vielleicht sind es aber doch Feen und Trolle.
Ihr braucht auf jeden Fall einen Stift und einen Block. Legt das Equipment neben euch beim Schlafen und habt es auch sonst immer dabei. Manchmal vergisst man eine zugeflogene Idee. Das wär doch schade.

Memo-Tags: Offen, Riesentrichter, Feen, Trolle

6. Bleibt cool – Ideen ist egal, wer sie hat

»Können Sie darüber mal nachdenken? Wir bräuchten dann am Montag eine Idee.« Für die meisten ist das der absolute Wochenendkiller. Ausflüge werden gecancelt, Partys, das Kicken mit Freunden, Tage der Couch. Da kann schon mal ein Wochenende vollgegrübelt und Freunde und die Verwandtschaft in den Wahnsinn getrieben werden. Das Ergebnis ist oft sehr bescheiden. Nur ein bis zwei kleine Nuggets – wenn überhaupt. Das liegt auch daran, dass sich Ideen in einem Klima von Angst und Druck erst gar nicht zeigen. Ich weiß, es ist schwer cool zu bleiben – aber Gelassenheit ist wichtig. Und wenn ihr keine Idee habt? Na und? Und wenn die Idee nicht gut ist? Na und? Was wenn der Papst Günter Wallraff oder 42 der Sinn des Lebens ist? Ideen lieben die Respektlosigkeit. Also – bleibt cool und gelassen, das finden Ideen unglaublich attraktiv. Om.

Memo-Tags: Coolness, Respektlosigkeit, Gelassenheit, Papst, Wallraff, 42

7. Das Schweigegelübde und die Vermeidung von voreiligen Tests

Bei uns zu Hause sagt man: Gacker nicht, bevor du ein Ei gelegt hast. Wahrscheinlich sagt man das überall und ihr kennt den Spruch. Die meisten Ideen verbrennen im frühen Testfeld wie eine Kugel Eis in der Wüste. Nach ihrer Entdeckung brauchen Ideen eine gewisse Schon- und innere Prüfzeit. Vermeidet also frühes Ausplaudern oder sogar Tests, beides führt meistens zu einer Abnutzung der Ideen. Am besten ihr legt eine Schonzeit fest, in der ihr nicht über die Idee redet.

Memo-Tags: Gegacker, Ei, Ausplaudern, Prüfungen, Tests, Schonzeit

Das sind also meine Basics für die optimale Ideenfindung. Probiert das eine oder andere doch mal aus und schaut, was passiert, und wenn ihr Lust habt, dann schreibt mir eure Gedanken und Erfahrungen dazu.

Lest auch Teil II von »Wo kommen die Ideen her« – da erfahrt ihr  dann etwas über die Walt Disney Technik und andere Ideenfänger.

Bis bald.

Ich wünsch euch schöne Fragen – und viele gute Antworten.

Der Frager

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Der Frager

Manfred Zimmer – Dipl. Inf., Texter/Konzeptioner ist Der Frager. Ob in der U-Bahn, beim Einkauf, beim Lesen der Zeitung oder online, im Leben des Fragers ploppen an jeder Ecke unzählige Fragen auf. Fragen, die gestellt werden wollen.

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