»Du könntest doch gut bei Twitter …«
Ich – Twitter? Ne, da geh ich nicht hin. Diese Krypto-Zeichenketten, die aussehen wie die Sprechblasen von einem wütenden Asterix- und Obelix-Zenturio. Den Blödsinn mache ich nicht mit.
Nicki, Trolli und wie man da so heißt, die schreiben da Dinge wie: »Bin gerade im #Zug zwischen #Schweinfurt und #Coburg + höre #Tocotronic – und esse ein Cheesebrot – ROFL!« oder »1 K Bussis to die Mädels nach #Munich von @Mini2011. Hap euch lipp <3«.
All die doofen Zeichen sollte ich lernen, um den Wahnsinn zu verstehen?
Ich entschied mich dagegen und vertrat es auch überall. Zumindest, wenn man mich fragte. Gleichgesinnte Twitter-Gegner gibt es ja (noch) viele.
»Ihr Junge fragt zu viel. Das stört den Unterricht.«
Der Frager-Blog
Irgendwann hatte ich die Idee, einen Blog einzurichten: Der Frager. Ich wollte die großen und die kleinen Fragen an die Welt stellen. Ein Bedürfnis, das ich schon seit meiner Kindheit habe. Einmal musste meine Mutter wegen meiner Frage-Leidenschaft extra zur Schule kommen. »Ihr Junge fragt zu viel. Das stört den Unterricht.«
Jetzt war meine Stunde gekommen. Ich wollte mich durchfragen und interessante Menschen interviewen.
Schnell wurde mir klar, dass ich den Blog bewerben musste, sonst wäre das ja vergebliche Müh – also wenn ihn keiner liest.
Ich schaute mir verschiedene Social-Media-Netzwerke an. Falls jemand nicht weiß, was das ist: Da treffen sich Leute online – mit Bildchen und Texten. That’s all. Oder fast alles. Also nicht so viel Respekt bitte.
Xing, Facebook oder Twitter – die Wahl war einfach
Xing kannte ich schon. Für mich aber nur eine bessere Visitenkarte. Eher langweilig. Ich höre schon das Xing-Marketing aufschreien. NEIN, wir sind mehr. Okay – für mich nicht. Tut mir leid.
Facebook ist da schon besser. Aber leider ist die Frequenz, die Taktung der Posts, nicht so hoch. Jemand schreibt was und dann kommt irgendwann eine Antwort. Das dauert halt. Eventuell Tage. Alles ist irgendwie so langsam. Also – liebes Facebook. Du bist es auch nicht.
Dann war da noch Twitter. Irgendwas reizte mich nun doch. Die Frequenz hoch. Viele verschiedene User. Der erneute Eindruck also besser. Ich fackelte nicht lange und legte mir einen Account an – meint: Ich meldete mich an. Das war einfach. Danke Twitter! Das habt ihr gut hingekriegt. Babyleicht. Das kann jeder.
Das Standard-Profilfoto ist ein weißes Ei mit buntem Hintergrund. Twitter = Gezwitscher. Hat was mit Vogel zu tun. Deshalb das Ei. Ich ersetzte es durch ein Foto von mir. Auch das ist einfach. Ein Profil angelegt: wer und was man ist oder mag. Ein Link zur Website. Mein Blog sollte auch gefunden werden.
Einfach losgezwitschert – TV-Stars, bunte Vögel, Sternenbeobachter und charmante Stadtneurotiker
Ich legte los. Da ich nicht so unprofessionell rüberkommen wollte, las ich noch das Buch »Twitter für Dummies«. Eigentlich muss man nicht viel wissen. Was ein Retweet ist. Eine Antwort. Und auch wichtig: Das Hashtag. Halleluja. Darum wurde so viel Wind gemacht? – dachte ich. Meine Befürchtungen waren so schnell weggeblasen wie nach der ersten Achterbahnfahrt auf unserer Dorfkirmes. »Wir schalten in den achten Gang. Wir fahren rückwärts. Und ab geht die Post.« Heisa. Twitter ist so geil. Ich konnte gar nicht genug davon kriegen. Ein Tweet hier. Ein Kommentar (auch Tweet) da. Mal eine Direktnachricht (private Mail an andere – erscheint nicht öffentlich).
Nach einer Woche folgte ich über 80 Leuten und hatte selbst 27 Follower – also, die meine Tweets anscheinend lesen wollten. Ganz schön aufregend – das Twitter. Haha. Aber man lernt auch auszuwählen. Nicht jeder schreibt Dinge, die man lesen mag. Ich konnte nach einigen Wochen keine Zitate mehr lesen. Es gibt bei Twitter Menschen, die den ganzen Tag nur schreiben, was andere gesagt haben: Laotse, Einstein, Platon und Soundso. Das strengt mich an. Anderen gefällt’s. So ist Twitter. Bunt. Mit bunten Vögeln. Mit politisch Engagierten, mit Politikern, TV-Stars, mit Egomanen, unglaublich Witzigen, Marketingrufern, Köchen, Autoren, Programmierern, Sternbeobachtern oder einfach nur charmanten Stadtneurotikern. Für jeden ist was dabei. FÜR JEDEN. Es gibt sogar Leute, die gegen Twitter twittern. Mehr geht doch nicht.
Ich bin mittlerweile 170 Tage dabei. 140 Zeichen maximal. 1888 Tweets. 618 Leuten folge ich. 675 Follower habe ich. Ganz schön gezwitschert. Ein Ende ist nicht abzusehen.
Gestern Feind. Heute ein Freund. – Le monde est un endroit incroyable.
Ein erstes Fazit
Twitter ist für mich wie die Oberfläche eines großen Ozeans. Überall ploppen aus den unterschiedlichsten Tiefen Bälle auf mit Botschaften. Man kann sie lesen oder es lassen. Die Auswahl ist riesig. Wenn man die richtige Wahl trifft, erfährt man, was die Welt bewegt oder auch nur den Teil der Welt, für den man sich interessiert. Le monde est un endroit incroyable.
Gestern Feind. Heute ein Freund. Ich mag Twitter und es wird sicherlich noch viele Freunde gewinnen. Das ist auch gut so. Denke ich. In Deutschland sind es mittlerweile 600.000 Accounts, (Deutschland ist auf Platz 19 – weltweit sind es 500 Millionen Accounts) und es werden immer mehr.
Etwas wünsche ich mir noch von der Firma Twitter (Twitter Inc. in San Francisco, California): eine Online-Lounge, in der ich mich mit anderen besprechen kann.
Wenn ihr noch nicht bei Twitter seid, dann probiert es aus. Das ist spaßig, sehr spannend und sehr informativ. Und: Fragt mich, wenn ihr was wissen wollt. Schickt mir gerne eine Mail.
Alle, die ihr schon bei Twitter seid: follow me – ich bin’s @DerFrager – #magfragenundmilchreis #interviews #wordpress #storytelling #seeyouinmytimeline
Tipps zu Twitter:
»Twitter für Dummies«: Habe ich gelesen und finde es gut geeignet für Anfänger.
Ein kleines Twitter-Glossar mit den wichtigsten Twitter-Begriffen findet ihr auf der Seite von Michael Holdcroft. Danke Michael!
Der Frager
Neueste Artikel von Der Frager (alle ansehen)
- Torsten Wirschum – wie aus einem Umherstreifenden ein Wanderer wurde - 6. Juli 2021
- Wibke Anton ist diplomierte Opern-, Konzert- und Liedsängerin. Heute arbeitet sie selbstständig als Präsentations-, Präsenz- und Stimmtrainerin. Online zeigt sie sehr anschaulich, warum ihr Programm »stimmig« heißt. - 15. Februar 2021
- Eine ungewöhnliche Mischung aus Kreativem und perfektionistischem, sehr effizientem Techniker. Der Frager interviewt den Züricher Fotografen hanspeter wagner. - 1. Dezember 2018