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Warum mich eBooks faszinieren

Oder: Kann man mit einem eBook den Literaturnobelpreis gewinnen?

eBooks – Fragen über Fragen

Wenn ich über eBooks nachdenke, fliegen mir die Fragen nur so um die Ohren und mein Puls steigt. Hier mal ein Schwergewicht: Kann man mit einem eBook den Literaturnobelpreis gewinnen? Ich habe in Schweden nicht nachgefragt. Vielleicht sollte ich das mal tun. Die elektronische Ausgabe von »Die Atemschaukel« von Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller gab es jedenfalls eine Zeit lang als kostenloses eBook. Was, wenn zukünftige Bestseller-Autoren ihre Werke nur als eBook veröffentlichen würden?
Wie sieht eine Buchmesse aus, die von elektronischen Büchern dominiert wird? Ein Tresen mit iPads und Pappaufstellern mit dem Buchcover? Der Autor liest vor Publikum Textpassagen von einem Kindle ab?
Wenn ich nachts also nicht schlafen will, muss sich nur über eBooks nachdenken. Das reicht schon. Ein faszinierendes Thema.


Wie war das früher mit den eBooks?

Als ich vor einigen Jahren einen Freund in seinem Büro besuchte, sah ich das Firmenschild eines eBook-Reader-Unternehmens im Haupteingang. Ich wusste, dass es solche elektronischen Geräte gibt, hatte ihnen bisher aber keine Beachtung geschenkt. Graue, langweilige Geräte. In den Buchhandlungen lagen sie meist neben den Übersetzungsgeräten, die ausschauen wie Taschenrechner. Für mich irgendwie alles nutzlos. Nicht praktisch. Technischer Schnickschnack. Das Angebot an elektronischen Büchern war eher gering. Es gab keine übergeordneten Plattformen und die Geräte waren nicht gerade günstig. Nein – für mich war das nichts. Gegen das Buch hatten sie, aus meiner damaligen Sicht, keine Chance.


Warum sind eBooks populär geworden?

Mit der Verbreitung des Portable Document Format (PDF) wurden auch eBooks immer selbstverständlicher. Ein Klick und ich habe das Handbuch eines Telefons, eine wissenschaftliche Arbeit oder ein Kochbuch auf dem Bildschirm. Das Learning der Kunden veränderte die Nachfrage und darauf reagierten logischerweise auch die Anbieter wie Amazon. Den hauseigenen eBook-Reader Kindle gab es ja schon seit Längerem, nun wurden aber auch die Möglichkeiten zum Selfpublishing ausgebaut. Im April 2011 eröffnete Amazon den deutschen Kindle-eBook-Store und zeitgleich Kindle Direct Publishing (KPD), mit dem jeder Autor in der Lage ist, sein Buch selbst zu verlegen. Man ist übrigens nicht auf den Kindle als Lesegerät angewiesen. Es existieren kostenlose Kindle-Apps für Windows-PC, Mac, iPod, iPad, iPhone, Android-Geräte und für Windows Phone.


eBook-Plattformen – wer macht das Rennen?

Weil Pluralismus ein Wesensmerkmal des Netzes ist und ich nicht Werbeträger von Amazon bin, möchte ich noch erwähnen, dass es auch andere Veröffentlichungsmöglichkeiten wie etwa den iTunes Store gibt. Und natürlich die vielen, vielen anderen Plattformen mit eBooks der unterschiedlichsten Formate und Themenbereiche. Ich konzentriere mich auf Amazon, weil es mein Favorit ist. Eine gerade veröffentlichte Statistik bestätigt meinen Eindruck. Laut einer Studie der Uni Hamburg werden 57 % aller eBook-Käufe bei Amazon getätigt. Die komplette Statistik seht ihr hier (Quelle: WirtschaftsWoche, Ungedruckt – Notizen aus der Medienwelt von Sebastian Matthes).

Das Kindle 4 von Amazon

 

Welche Konsequenz hat die Entwicklung des eBook-Marktes für Verlage und Autoren?

Vielleicht mag der ein oder andere denken, dass es den Buchverlagen nun an den Kragen geht. Das glaube ich aber nicht. Ich bin mir sogar sicher, dass es nicht so sein wird. eBooks erweitern eher den Aktionsradius der Verlage. Vorhandene Bücher können als eBook angeboten werden. Projekte, die bisher zu wenig effizient waren, lassen sich nun realisieren. Autoren, die früher wegen einer zu niedrigen Auflage oder eines zu exotischen Themas bei Verlagen keine Chance hatten, eröffnet sich durch das Selfpublishing neue Möglichkeiten. Auch wer ein Buch mit geringer Seitenzahl veröffentlichen will, zum Beispiel 40 Seiten, um mal eine Zahl zu nennen, findet hier seinen Markt.


Wie schaut es mit der Qualität der eBooks aus?

Der eBook-Markt ist noch verhältnismäßig jung und natürlich tummeln sich bei Amazon neben wirklich guten Autoren auch solche, die denken, dass sie mit eBooks reich werden könnten. Das Motto dieser Autoren: Inhalt egal, Hauptsache eBook. Trash pur. Meist erkennt man sie schon am Cover und dem reißerischen Titel. Wer Schund meiden will, liest die kostenlosen Leseproben, die Rezensionen und natürlich die Kommentare, die als Erwiderung auf den Trash oft sehr lustig und unterhaltsam sind – und aus meiner Sicht schon ein eBook wert wären. Sicherlich wird es noch einige eBook-Wellen geben und die anfänglichen Wehwehchen dieser Technik werden weggespült. Qualität wird sich durchsetzen – und der Markt und die Leser werden sie erkennen.

Für alle, die mit dem Gedanken spielen, ein eBook zu veröffentlichen, habe ich nachfolgend ein paar Publikationen und Links zusammengestellt. Hier erfahrt ihr, wie ihr ein eBook entwickeln und bei Amazon veröffentlichen könnt – und einige andere nützliche Tipps.

1. »Eigene E-Books erstellen und verkaufen«
Wolfgang Tischer, Chefredakteur und Herausgeber von Literaturcafe.de, wendet sich an den absoluten Anfänger, und ich finde, er macht das prima. Das Buch ist gut strukturiert und führt den Leser gekonnt von den Basics bis zum praktischen Entwickeln eines eBooks. Hier findet ihr auch alles zu den Modalitäten, also zur Autorenhonorierung etc. Ihr erhaltet das Buch zum Preis von 2,99 € bei Amazon – natürlich als eBook.

2. »Mit einem Texteditor Dokumente und E-Books für Amazon Kindle erstellen«
Dieses kostenlose eBook von Vladimir Simovic wendet sich an Autoren mit HTML- und CSS-Grundkenntnissen. Es enthält eine gut verständliche Anleitung, wie man ein eBook auf der Grundlage von HTML und CSS und mithilfe der kostenlosen Amazon-Programme KindleGen und Kindle Previewer entwickelt. Amazons Mobipocket-Format wird nämlich aus HTML und CSS generiert. So hat man die beste Kontrolle über die Struktur und die Formatierung des späteren eBooks und gleichzeitig ein optimiertes Ladevolumen. Letzteres ist wichtig, weil Amazon dem Autor pro Megabyte 12 Cent bei jedem (!) einzelnen Buch-Download berechnet.
Ihr könnt das eBook von Vladimir Simovic als PDF-Datei auf seiner Seite perun.net kostenlos downloaden. Das lohnt sich auf jeden Fall. Der Autor und Blogger hat schon einige Bücher und eBooks veröffentlicht. Seine Publikationen bestechen durch ihre klare, verständliche Sprache, die den Leser nicht aus den Augen verliert.

3. Kindle Direct Publishing
Amazon beschreibt auf seiner Website, wie das genau geht mit dem Selfpublishing. Ihr findet dort die Punkte: »Erste Schritte und häufig gestellte Fragen«, »Was ist der Amazon Kindle?«, »Wie erreicht man möglichst viele Leser?«. Und natürlich gibt es auch eine Community.

Ich finde eBooks großartig. Kein Autor und kein Verlag muss zittern. Im Gegenteil: eBooks werden die Welt bereichern. Ich habe mir ein Kindle zugelegt und bin von den Möglichkeiten begeistert. Aber die »Süddeutsche« oder ein gutes Buch lese ich nicht damit. Das ist mir echt zu kleinteilig. Eher Dokumentationen, Features, ausgewählte Artikel. Jeder, wie er mag.

Bis bald.

Ich wünsch euch schöne Fragen – und viele gute Antworten.

Der Frager

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Der Frager

Manfred Zimmer – Dipl. Inf., Texter/Konzeptioner ist Der Frager. Ob in der U-Bahn, beim Einkauf, beim Lesen der Zeitung oder online, im Leben des Fragers ploppen an jeder Ecke unzählige Fragen auf. Fragen, die gestellt werden wollen.

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1 Kommentar

  • Christopher Lewis
    3. April 2013 at 11:01

    Die Schonung von Ressourcen durch „weniger Papier“ steht für mich beim eBook zurzeit noch vor der gesteigerten Verfügbarkeit von Information und Literatur. Das Schriftbild kommender eReader Generationen sollte nicht „bloß“ schärfer als gedruckte Versionen sein, sondern weitsichtigen Lesern die individuelle Einstellung eines Dioptrienausgleichs ermöglichen. Das wäre mal innovativ…sagt ein 51jähriger Weitsichtiger.

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